New Work – Raus aus der „alten“ Arbeitswelt

Was das Konzept von New Work wirklich ausmacht, ist, bei den Mitarbeitern Motivation und Leidenschaft für die Arbeit zu entwickeln. Und das ist leichter gesagt, als getan.

Veränderung des Arbeitsalltages mit New Work

Für die Umsetzung von New Work entstehen neue Herausforderungen. Arbeitsplätze und Job-Bezeichnungen müssen neu geschaffen oder umgestaltet werden. Ressourcen müssen umgeschichtet und Aufgaben neu verteilt werden.

Doch je mehr die Mitarbeiter ihre eigenen Entscheidungen in die Aufgabenbereiche mit einfließen lassen können, desto größer ist auch ihre Teilhabe an der Unternehmenskultur und Identifizierung mit der Arbeit. Das stärkt automatisch die Motivation und Leidenschaft bei der Arbeit. Dann kann man es aus der alten Arbeitswelt heraustreten.


 

Wie wird New Work in eurem Arbeitsumfeld umgesetzt? Wir freuen uns auf eure Kommentare!

Materielle Aufmerksamkeiten machen noch kein New Work

Seine Mitarbeiter mit T-Shirts, einem Fitnessraum oder einer Firmenfeier bei Laune zu halten, ist auf lange Sicht nicht zielführend. Auch wenn dies zunächst gut ankommt und auch nach außen positiv wirkt. Doch was New Work wirklich ausmacht, ist, bei den Mitarbeitern Motivation und Leidenschaft für die Arbeit zu entwickeln. Und das ist leichter gesagt, als getan.

Stephan Grabmeier, Chief Innovation Officer des Beratungsunternehmens Kienbaum Consultants International, hat das New Work-Konzept konkret beschrieben. Aus seiner Sicht geht es bei dem Begriff unter anderem darum,

"das System Arbeit insgesamt neu zu denken und zu gestalten. Es geht […] um zeitliche und räumliche Flexibilität, Gleichberechtigung in der Arbeit, Eigenverantwortung, flache Hierarchien, mehr Teamorientierung, agile Prozesse."

Kleine Schritte in die richtige Richtung

Laut einer Befragung der von Rundstedt Karriereberatung bestehen nur wenige Mitarbeiter lieber auf die Sicherheit von routinierten und altbewährten Abläufen. Der größere Anteil dagegen empfindet strukturelle Veränderungen oder die Einführung von neuen Tools im Arbeitsalltag generell als erfrischend, solange dies vorab besprochen und die Meinung der Mitarbeiter dazu berücksichtigt wird.

Wenn dann auch in der Führungsebene die Offenheit für eine Veränderung in der Organisationsstruktur in Richtung New Work vorhanden ist – und das ist noch längst nicht überall der Fall – dann ist auch der Arbeitgeber zuerst am Zuge.

Er muss sich und dem Unternehmen zunächst eine klare Route vorgeben. Die Mitarbeiter muss er über sein Vorhaben informieren und alle Beteiligten darauf vorbereiten. Ist dies nicht der Fall und kommen die Veränderungen zu einer neuen Arbeitskultur viel zu schnell daher, kann das oft in Überforderung bei den Arbeitnehmern hinauslaufen. Daher müssen die Veränderungen schrittweise eingebracht und umgesetzt werden.

New Work schafft flexiblere Arbeitszeitenmodelle

Raus aus der alten Arbeitswelt bedeutet daher auch mehr in Richtung einer guten Work-Life-Balance zu gehen. In dem Zusammenhang sind Konzepte entstanden wie das immer beliebter werdende Sabbatical, flexible Arbeitszeiten wie Gleitzeit oder auch die Vertrauensarbeitszeit.

Letztere ist allerdings sozusagen hinfällig, seitdem der EuGH im Mai 2019 entschied, dass die Arbeitszeit zukünftig vollständig erfasst werden muss. Nicht nur zur Kontrolle, sondern hauptsächlich zum Schutz der Arbeitnehmer. Der Grund für das Urteil: Ohne die Zeiterfassung in Unternehmen kam es immer häufig dazu, dass Überstunden weder ausbezahlt noch mit Freizeit ausgeglichen wurden. Mitarbeiter mussten auch nach Feierabend erreichbar sein und wurden ihrer Freizeit zunehmend beraubt.

Laut der von Rundstedt Befragung ist es genau das, wovor viele Mitarbeiter Angst haben: Überstunden und eine ungewollte Vermischung von Privat- und Berufsleben. Deshalb sind die meisten Arbeitnehmer offen für New-Work-entsprungene Arbeitszeitenmodelle, die ein ausgeglichenes Verhältnis von Beruf und Freizeit schaffen sollen.

Arbeiten, egal wo – Bei New Work die Normalität

Das Arbeiten im Homeoffice oder gar im Ausland wird in vielen Unternehmen zur Selbstverständlichkeit. So ist es bereits ein gewohnter Anblick, wenn man arbeitende Menschen mit Laptop und Handy in Cafés sitzen sieht, anstatt im Büro. Laut New Work sollte es aber ein Kann und kein Muss sein. Arbeitnehmer sollen selbst wählen können, von wo sie arbeiten, solange dies mit den Kollegen und dem Geschäftsmodell vereinbar ist.

Das Wir ist wichtiger als das Ich

New Work zeichnet auch aus, dass nicht das Streben nach höher, schneller, weiter im Mittelpunkt steht, sondern stattdessen eine viel stärkere Team-Orientierung innerhalb des Unternehmens. Es geht nicht mehr nur um Profit und um die Vorteile von Einzelnen. Es herrscht eine gesunde Feedback-Kultur und Wertschätzung allen Team-Mitgliedern gegenüber.

Einfach mal später im Büro aufzutauchen oder gar spontan einen Tag im Homeoffice zu bleiben ist durchaus möglich, sollte aber immer mit dem Team abgesprochen sein. Und das betrifft eben nicht nur den Chef, sondern auch die direkten Kollegen. So wird das Gefühl bewahrt, dass man sich aufeinander verlassen kann. Man arbeitet nicht nur für sich selbst, sondern füreinander. Man unterstützt sich gegenseitig, geht Kompromisse ein und ist dazu bereit, sich gegenseitig zu vertreten. Das erzeugt eine ganz andere Dynamik der Zusammenarbeit.

Mehr Verantwortung schafft mehr Motivation

Die Mitarbeiter werden in wichtige Entscheidungen und verantwortungsvolle Aufgabenbereiche miteinbezogen, um sie zu fördern und sie selbstständiger werden zu lassen. Wusste früher der Chef nicht über den Berufsalltag seiner Mitarbeiter Bescheid, so nimmt er heute deren Kritik wahr und ernst, wodurch die Hierarchien in der neuen Arbeitswelt zunehmend flacher werden. Das ermöglicht nicht nur bessere Kommunikation und Wissensverteilung untereinander, sondern auch mehr Gleichberechtigung und Freiheit.

In einem besonderen Fall von gelebter New Work ging es so weit, dass ein neuer CEO demokratisch von allen Mitarbeitern gewählt wurde.

Schon vor vierzig Jahren kam das New Work-Konzept erstmals zur Sprache. Heute wird es in vielen Unternehmen gelebt, wenn auch nur ein paar Ansätze davon. Bei New Work – auch als Arbeit 4.0 bekannt – handelt es sich um eine Alternative zum kapitalistisch geprägten Arbeiten. Der Job soll nicht mehr nur dazu da sein, um sich seine Brötchen zu verdienen. Stattdessen ist der Grundgedanke von New Work, der Arbeit einen anderen Sinn und mehr Bedeutung zu geben.

Häufig setzen Arbeitgeber an der falschen Stelle an, ohne sich vorher eine konkrete Route vorzunehmen. Das liegt häufig auch daran, dass Veränderungen wie die Globalisierung, Digitalisierung und auch Wertewandel Druck auf die Arbeitgeber ausüben und sie sich dadurch getrieben fühlen. Das endet oft in kleinen und kurzfristigen New-Work-Maßnahmen im Unternehmen.